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sightseer´s work
Bad Belzig
30. Mai. – 18.Juli 2010


Anlässlich des neuen Titels der Thermalsolestadt "Bad Belzig" greift die Ausstellung mit ortsbezogenen Interventionen touristische Phänomene auf und untersucht diese in ihren lokalen als auch globalen Erscheinungen und Zusammenhängen. Humoristische, sinnreiche und überraschende Momente geben Einblick in die aktuelle künstlerische Auseinandersetzung mit touristischer Wahrnehmung.

A touristic walk through the town of Bad Belzig incorporating temporary art interventions within the city scape. Five arts installations pose questions about tourism, transition and recreation. In dedication of the new title "Thermalsoletown, Bad Belzig" the exhibition explores a trend toward site specific tourism; in particular, the regional and global effects of this phenomenon. Humorous, ingenious and unexpected moments lend an insight into the current artistic interpretation with touristic perception.

Volker Andresen/ Andrea Böning/ Dagmar Hugk / Andrea Stahl / Ines Tartler
Konzept/Leitung: Andrea Böning
Kunstpflug e.V
. www.kunstpflug.de

>>pdf
(250 kb)

sightseer´s work
Der Tourismus entwickelte sich aus Kolonialisierung, Industrialisierung, medizinischen Fortschritt und einer tief verwurzelten und romantischen Sehnsucht, seelische und körperliche Heilung außerhalb des alltäglichen Lebens zu finden.
Hans Magnus-Enzensberger deutete in den sechziger Jahren den Massentourismus als Fluchtverhalten und als Ablehnung gegenüber einer industrialisierten Gesellschaft. Diese Flucht scheitere jedoch bereits daran, dass der Tourismus selbst schon industrialisierte Ware sei. Auch jeder Versuch des individuellen, sanften Tourismus ist daher absurd, sofern er großflächig vermarktet zum Massenprodukt führt.
Das touristische Leitbild einer Region ist nicht allein das Resultat einiger Weniger in der Tourismusbranche, sondern ein Zusammenspiel aller beteiligten Akteure. Die Bildproduktion der Tourismuswerbung, die private Urlaubsfotografie zum Abgleich mit den Urlaubsversprechen und zur sozialen Anerkennung bilden einen Kreislauf, mit dem jeder Ort und jede Geschichte, sind sie einmal eingespeist in das System, zu vermeintlich touristischen Destinationen entwickelt werden. Es sind diese Wahrnehmungsmuster, zu denen auch Bilder und Sprachen in Infrastrukturen, Kriterienkatalogen und Orientierungshilfen gehören. Sie gleichen sich weltweit an und geben damit den global Reisenden ihre Bewegungssicherheit. John Urry beschrieb diese Muster mit dem Begriff des touristischen Blicks (The tourist gaze, 1990).
Es ist als ob kaum mehr ein Ort von Reisenden wahrgenommen wird, solange er sich nicht mittels dieses touristischen Blicks erkennbar macht.
Gesellschaftliche und ökonomische Diskrepanzen im Gefälle zwischen reichen und armen Schichten und Ländern werden zeitgleich mit der aufkommenden Kritik an der Verkünstlichung und Disneyfizierung der touristischen Welt thematisiert. Dieses bewegt seit den neunziger Jahren Künstler dazu immer größere Sensationen in der sozialen Realität aufzuspüren und in ihrem Werk sichtbar zu machen.
Die Dekonstruktion der Künstlichkeit und des normierten Blicks im Tourismus ist das eine, das andere ist die Anerkennung der Künstlichkeit als Realität. In diesem Spannungsfeld und vor dem Hintergrund der zunehmend verschwimmenden Grenzen zwischen touristischer Welt und Alltagswelt erforscht die Kunst die touristische Wahrnehmung.
Nicht nur, dass die Ausstellung sightseer’s work die daraus entstehenden anderen Wahrnehmungen zeigt, vor allem traut sie sie dem Besucher zu.

Andrea Böning


 
  Wegweiser Volker Andresen

MAZ 15.7.2010

"Grabmal Neon-Green Dress" >>>
     
  Invaders Dagmar Hugk
   
     
  Artistresidency Andrea Böning
     
  Belziger Ensemble Ines Tartler
   
   
     
 
the missing link Andrea Stahl